Menü Schließen

Vortragsreihe 2015/16

„Haben Kinder Zukunft?“

Kindheit und Jugend in einer veränderten Gesellschaft Teil II

Download des Faltblatts

„Die moderne Gesellschaft pflügt sich um wie keine zuvor. (…) Nichts versteht sich mehr von selbst. Beständig ist allein das Unbeständige geworden: der Zustand einer allgemeinen Unruhe, Erregung, Gärung…“ (C. Türcke)
Der janusköpfige Weg des Fortschritts des Menschen konfrontiert mit der Eigenverantwortlichkeit des mündigen Menschen, deren Bürde sich offenbart.
Die „erregte“, die „flexibilisierte“, die „beschleunigte“, die „erschöpfte“… Gesellschaft!
Diese Zustandsbeschreibungen einer Gesellschaft in rasantem und radikalem Wandel betreffen unser Lebensgefühl und unsere Beziehungen. Sie prägen Familie, Elternschaft, kindliche Entwicklung und Erziehung. Die Konsequenzen sind allgegenwärtig.
Die Welt der Kinder und Heranwachsenden verändert sich radikal. Kindliche Bedürfnisse und Rechte werden betont, gleichzeitig werden Kleinkinder, Kinder und Heranwachsende vor gesellschaftliche Herausforderungen gestellt, die wie im Widerspruch zu ihren Bedürfnissen stehen. Optimierungsdruck erfasst fast alle Lebensbereiche, Familie, Freizeit, Krippe, Kindergarten, Schule.
Dass die äußeren Veränderungen notwendigerweise Rück- und Auswirkungen auf die psychosozialen Entwicklungsbedingungen, wie auch auf die inneren seelischen Strukturen und Erlebensweisen von Kindern und Heranwachsenden haben, ist evident.
Die Einen betonen dabei die negativen Folgen, wie z. B. den Verlust von Kindheit, von Beziehung, von Erlebnisfähigkeit und Intimität, andere hingegen den Fortschritt als evolutionären Prozess, der ungeahnte neue Perspektiven und Visionen – neue Freiheiten – eröffnet.
Die Psychoanalyse, die sich mit der konflikthaften Wechselwirkung von äußerer und innerer Welt, äußeren wie inneren Konflikten und den psychostrukturellen Auswirkungen dieser Veränderungen für den Einzelnen wie auch für die gesellschaftlichen Gruppen und die Gesellschaft beschäftigt, kann einen Beitrag leisten, diese Veränderungen und deren Auswirkungen auf die innere Welt von Kindern und Heranwachsenden und ihre Zukunft zu reflektieren.

Die Referenten:

Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth

Professor für Verhaltensphysiologie an der Universität Bremen. 1976 und bis 2008 Direktor am dortigen Institut für Hirnforschung. 1997-2008 Gründungsrektor des Hanse-Wissenschaftskollegs in Delmenhorst. 2003 – 2011 Präsident der Studienstiftung des deutschen Volkes. Mitgründer der Roth GmbH, Applied Neuroscience. Rund 200 Veröffentlichungen, darunter 12 Bücher, auf den Gebieten Kognitive und emotionale Neurowissenschaften, Persönlichkeitsforschung und Neurophilosophie, zuletzt „Wie das Gehirn die Seele macht“ (2015, mit N. Strüber).

Aydan Özdaglar

Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychoanalytikerin (DPV/IPA). Ausbildung in psychodynamischer Organisationsberatung (IPOM). Seit 1995 niedergelassen in eigener Praxis in Freiburg. Wissenschaftlicher Schwerpunkt: Migration. Leiterin des DPV-Arbeitskreises „Identitätsbildung in Zeiten von Migration und Globalisierung“. Supervisorin am Psychoanalytischen Seminar Freiburg und Lehranalytikerin am DGPT-Institut in Freiburg. Vorträge und Seminare in Deutschland, Schweiz, Österreich und der Türkei.

Prof. Dr. Inge Seiffge-Krenke

Professorin für Entwicklungspsychologie und Gesundheitspsychologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Gastprofessuren in Lima u. a., sowie der IPU Berlin. Psychologin und Psychoanalytikerin (DPV/IPV), tätig im wissenschaftlichen Beirat der Lindauer Psychotherapiewochen. In ihren zahlreichen nationalen und internationalen Veröffentlichungen beschäftigte sie sich sowohl mit allgemeiner Entwicklungspsychologie wie vor allem auch mit der Psychotherapie von Kindern und Jugendlichen, u. a. in ihrem Buch „Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie mit Jugendlichen‘ (Heigl-Preis 2007).

Dr. med. Agathe Israel

Fachärztin für Psychiatrie, Kinder-und Jugendpsychiatrie, Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytikerin, Lehranalytikerin der DGPT, VAKJP,  Vorsitzende und Mitarbeiterin am Institut für analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie – Esther Bick- Berlin; ehemals  Leiterin der  Klinik für Kinder-und Jugendlichen Psychiatrie im KEH Berlin; jetzt tätig in eigener Praxis, Arbeitsschwerpunkt: analytische Säuglings-Kleinkind- Eltern-Psychotherapie (SKEPT), Publikationen zur Säuglings-und Frühgeborenenbeobachtung.

Marita Barthel-Rösing

Psychoanalytische Ausbildung in Frankfurt a. M. KJ-Psychoanalytikerin DPV, Gruppenanalytikerin und  Gruppenlehranalytikerin, Gruppenanalytische Supervisorin und Organisationsberaterin (D3G, DGSv). Tätig in eigener Praxis in Bremen und als Supervisorin in Organisationen.

Christian Warrlich

Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalytiker für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Lehranalytiker DGPT, Gruppenanalytiker und Gruppenlehranalytiker, Balintgruppenleiter (D3G). Tätig in eigener Praxis in Bremen.

Prof. Dr. rer. sc. mus. Karin Schumacher

Studium an den Musikhochschulen Wien und Salzburg, danach für Musikheilkunde (Musiktherapie) in Wien. Langjährige Tätigkeit in psychiatrischer Klinik in Berlin als Musiktherapeutin mit Kindern und Jugendlichen, seit 1984 Professorin für Musiktherapie an der Universität der Künste Berlin und seit 2000 auch als approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in niedergelassener Praxis in Berlin. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Kinder mit tiefgreifender Entwicklungsstörung, speziell Autismus.

Dr. Hans Hopf

Lehrer an Grund- und Hauptschulen; dann Ausbildung zum analytischen Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten und Studium an der Universität Ulm (Medizinischen Psychologie,  Physiologie und Psychiatrie) mit Promotion. Tätig in eigener Praxis als Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, als therapeutischer Leiter im Therapiezentrum „Osterhof“ Baiersbronn, als Dozent und Kontrollanalytiker/Supervisor an den Psychoanalytischen Instituten Stuttgart, Freiburg und Würzburg. Zahlreiche Publikationen, zuletzt das Buch „Die Psychoanalyse des Jungen“ (Klett-Cotta, 2014).